Wir haben bereits in den letzten Jahren erlebt, dass die Temperatur immer stärker stieg im Vergleich zu den vorigen Jahrzehnten.
Diese Abbildung kann nicht zeigen, wie wir das erleben: Während es in Deutschland in den 50er Jahren noch lediglich 3 Hitzetage pro Jahr waren, waren es im Jahr 2018 schon 20. (Rahmstorf 2020). Wir wissen auch, dass die Häufigkeit von Unwettern, wie wir sie jetzt mit katastrophalen Folgen in Italien sehen, mit dem Klima-Umbruch anwächst und Dürren haben wir ja mittlerweile auch schon kennengelernt. Neu und erschreckend ist seit einigen Tagen die Meldung des massiven Wasserverlusts der großen Seen.
Nun jedoch kommen schlechte Nachrichten: In Zeiten des El Nino verstärkt sich die Temperatursteigerung und uns steht ein El Nino unmittelbar bevor. Die Weltorganisation für Meteorologie schätzt deshalb, dass wir in den nächsten Jahren verstärkt Hitzezeiten durchleiden müssen. Das führt wohl auch dazu, dass in dieser Zeit die 1,5-Grad-Grenze durchbrochen werden wird. Vielleicht wird dieser Wert noch nicht dauerhaft überschritten, sondern die Temperatur sinkt nach der El Nino-Zeit wieder darunter. Angesichts der ziemlich unverminderten Treibhausgasemissionen dürfte das aber nicht lange andauern und kann uns deshalb nicht viel Hoffnung geben.
Wer unbedingt weiter die Hoffnung verbreiten will, dass die 1,5 Grad ja noch nicht überschritten wäre, kann sich dann noch auf die klassische Unterscheidung zwischen „Wetter“ und „Klima“ verlegen: Aussagen über das Klima brauchen einen 30-Jahreszeitraum. Also erst wenn wir innerhalb dieses Zeitraums über den 1,5 Grad liegen, steht es fest, dass wirs verkackt haben. Vorher können wir noch drumrum reden, was die Folgen des trotzdem bereits voranschreitenden Klima-Umbruchs nicht aufhalten wird.
Wir können auf jeden Fall in den nächsten Jahren schon mal testen, wie sich das anfühlt, wir können erleben, wie die Unwetterhäufigkeit, die Dürren und alle entsprechenden Folgen sich steigern… Viele, die jetzt noch gemütlich vom Sofa aus die Katastrophenmeldungen von woanders schauen, werden in den nächsten Fernsehmeldungen selber vor den Scherben ihrer Existenz stehen, viele werden sich im Sommer in einer hoffentlich kühlen Wohnung verstecken müssen und nicht mehr rauskönnen. Und immer noch erscheinen die ziemlich laschen Forderungen der „Letzten Generation“ als radikal!
Ab wann merken wir, dass wir im „Notstand“ sind? Und wer ist eigentlich „wir“? Gerade dieses Thema zeigt, dass wir nicht gleichermaßen im Rettungsboot sitzen, sondern einige wesentlich komfortabler als andere. Eher als der Notstand des Zusammenbruchs der natürlichen Biosysteme wird der gesellschaftliche Notstand des Fehlens von echter Solidarität, von Vernunft und vorausschauendem Handeln offenbar. Dieser Notstand ließe sich einfacher beheben als die anderen Notstandsformen. Wir müssten uns nur zusammen tun und anders handeln!
Dieser Beitrag wurde aus dem „Philosophenstübchen“ übernommen.