Am 20. September 2024 fand wieder ein internationaler Klimastreiktag statt, auch in Jena nahmen ca. 400 Menschen an der Demonstration teil. Der Redebeitrag vom Klimanotstandszentrum Jena bezog sich auf die, vor allem nach den Wahlen in Thüringen aktuelle Frage, ob wir die derzeitigen und künftigen Krisen eher solidarisch oder autoritär angehen. Hier der Text des Redebeitrags (der beim Sprechen noch variiert wurde):

Ich möchte über die Bedeutung einer solidarischen Demokratie im Klimawandel sprechen.

Wir hier können alle froh sein, dass wir diesmal das Überschwemmungschaos wieder im Fernsehen anschauen können. Zwei Millionen Menschen jedoch haben alles verloren. Bis zu neun mal häufiger kommen solche Hochwasser heutzutage wegen dem Klimawandel.

Bei allen solchen Überschwemmungen wird die enorme Bedeutung von direkter solidarischer Hilfe und Kooperation offensichtlich und gelingt auch meist.

Gleichzeitig leben wir in einer Zeit, in der sich ein autoritärer politischer Trend abzeichnet. Die AFD meint immer noch, der menschliche Einfluss aufs Klima sei umstritten. Das entlastet. Und auch die Abwehr von immigrierenden Menschen scheint zu entlasten vor Zukunftsängsten, die uns in den Krallen haben.

Die Ängste sind berechtigt: der neoliberale Kapitalismus wird die Lasten der ökonomischen Krisen auf die Ärmsten abladen, auch die AFD wird da mitmachen. Sie wollen eine Wirtschaftspolitik, die den Staat schwächt und damit auch den, wenn auch noch so ungenügenden, Schutz der Armen. Es soll auch noch staatliches Engagement im Klimaschutz erfolgen, unser Klima-Aktions-Plan wird mangels Finanzierung noch mehr Makulatur. An Klima-Anpassung ist auch nicht mehr zu denken.

Dabei wäre es unbedingt nötig, den Schutz vor katastrophalen Folgen des Klimawandels global zu denken und zu praktizieren. Die ärmsten Länder haben ihn am wenigsten verursacht und leiden am meisten darunter. Rumänien, das durch die Hochwasser extrem getroffen wurde und wo es kaum Mittel für einen Wiederaufbau gibt, verantwortet nicht wie Deutschland 7,7 Tonnen CO2 je Einwohner, sondern nur 3,9 Tonnen CO2 pro Einwohner.

In Afrika, wo noch weniger emittiert wird, werden die Hitzetoten nicht mal gezählt. Auch bei uns treffen z.B. die Folgen der Hitze im Sommer vor allem Arme, Alte und Kranke.

Es ist eine eminente Frage an die real gelebte Demokratie: Wie wollen wir leben in diesen harten Zeiten? Autoritär regiert im Kampf gegen die jeweils noch Schwächeren? Oder solidarisch wie in den Überschwemmungs-Ausnahmesituationen?

Wie können wir uns menschlich und strukturell darauf vorbereiten? Wir als Klimanotstandszentrum schlagen vor,

  • jetzt schon solidarische Netze aufzubauen, die nicht nur Menschen konkret helfen, sondern eine gesellschaftliche Atmosphäre der Abwehr von Menschenfeindlichkeit ermöglichen. Das kann unter anderem durch Versammlungen von hier lebenden Menschen geschehen, oder durch Klimaprojekte, welche die Keime der schon vorhandenen Projekte und Aktivitäten zusammenführen.
  • Außerdem schließen wir uns transformativen Ideen an, bei denen es um eine gerechte Umgestaltung der Versorgung mit früher schon mal öffentlich gewesenen Gütern wie Energie, Gesundheit, Verkehr usw. geht.

Wir brauchen solche alternativen Schutznetzwerke, damit niemand falsche Sicherheiten bei den Autoritären suchen muss!