Wie auch im Vorjahr war das Klimanotstands-Zentrum Jena in diesem Jahr mit einem Stand bei „Dein Tag im Paradies“ vertreten. Nachdem wir letztes Jahr den Schwerpunkt auf das Thema „Klima und Gesundheit“ legten, beschäftigte sich unser Stand dieses Mal mit dem Zusammenhang von „Klimakrise und Migration“. Ein Thema, was vielleicht nicht gleich zusammen gedacht wird, aber zwei Aspekte betrifft, die doch unmittelbar miteinander zusammenhängen und eine immer größere Rolle spielen (werden).
Unser Stand war nicht nur bunt und informativ, sondern auch interaktiv gestaltet: den ersten Blickfang bildete dabei unsere (Entscheidungs-)Waage. Dieses Mal baten wir Interessierte zu der Frage „Haben Sie schon einmal überlegt, wohin Sie im Fall einer Umwelt- bzw. Klimakatastrophe flüchten würden?“ abzustimmen. Anschließend konnten alle, die die Frage bejaht haben, an einer Pinnwand mit Weltkarte ihr potentielles Zielland abstecken.
Am Ende des Tages pendelte unsere Waage leicht zur Ja-Seite aus. Die meisten der gesteckten Pins befanden sich in Skandinavien und Mitteleuropa sowie Kanada. Im Gespräch gaben die Teilnehmenden an, dass sie in diesen Regionen der Erde bessere Lebensbedingungen für sich und ihre Familien vermuten (Stichworte Klimanischen). Zudem erscheint insbesondere die Nähe zu Freund_Innen und Familie als ein sehr wichtiges Entscheidungskriterium bei der Wahl des neuen Lebensraums/Wohnortes. „Extreme Hitze und Dürre“ nannte der überwiegende Teil der Menschen als am wahrscheinlichsten eintreffende Klimakatastrophe in Deutschland, die sie zur Flucht bewegen würden. Eine Teilnehmerin merkte selbstreflektierend an, in welch priviligierter Lage wir hier in Deutschland seien, überhaupt hypothetisch überlegen zu können, wohin wir umziehen würden im Falle eines zunehmend unbewohnbaren Umfeldes. Der deutsche Pass öffne uns dabei relativ unproblematisch die Welt, wohingegen Menschen des Globalen Südens häufig weder eine wirkliche Wahl noch die legalen und finanziellen Mittel für eine sichere Migration haben. Wir hoffen, mit dieser anregenden Frage solch weiterführende Gedanken angestoßen und den Blick der Teilnehmer_Innen auf die globale Ungerechtigkeit beim Thema (Klima-)Migration gelenkt zu haben.
Zum interaktiven Mitspielen luden wir die Besucher_Innen des Aktionstages zum „Weltverteilungsspiel“ ein. In zwei Spielrunden konnten die Teilnehmer_Innen ihr Wissen zu den Bereichen Weltbevölkerung, Welteinkommen und CO2-Emissionen je Kontinent unter Beweis stellen.
Gemeinsam wurde in der Runde diskutiert, bis sich auf eine Verteilung der Hütchen (symbolisch für die Weltbevölkerung), danach der Goldstücke (symbolisch für das Welteinkommen) und letztlich die Luftballons (symbolisch für die CO2-Emissionen) geeinigt wurde. Die tatsächliche Verteilung lösten wir anschließend auf. Alle Teilnehmenden brachten hier ein gutes Grundwissen mit, und doch überraschte manch eine/n das teils deutliche Übergewicht von Einkommen und CO2-Ausstoß von Nordamerika und Europa im Vergleich zur eher geringen Einwohnerzahl dieser beiden Kontinente. Wir danken allen Mitmachenden für die Teilnahme und rege Diskussion sowie dem Eine-Welt-Netzwerk Thüringen für das Ausleihen des Materials.
Unser Stand bei „Dein Tag im Paradies“ stellt lediglich den Auftakt für eine weitere Auseinandersetzung mit dem Thema „Klimakrise und Migration“ dar. Wir laden alle Menschen mit Migrationshintergrund ein, uns über ihre Erfahrungen mit Umweltkatastrophen und Klimaveränderungen in ihren Herkunftsländern zu berichten, gern per Email unter info@klimazentrum-jena.de oder im persönlichen Gespräch.
P.S. Kostenlose Schatten-Plätzchen gabs auch noch 😉